Jede Sprache hat seinen eigenen Charakter

Bilingual aufwachsen ist in der heutigen Zeit fast schon zur Normalität geworden. Wir wollen diese gesellschaftliche Entwicklung unterstützen.

Unser Bilingualismuskonzept

Im Zeitalter der Globalisierung, Europapolitik und multikultureller Gesellschaft steht die Verständigung mit anderen Menschen im Vordergrund. Das Werkzeug hierzu ist die Kommunikation, also ist es erforderlich, mehrere Sprachen zu beherrschen.

Über bilinguale Kindertagesstätten ist vor allem im Ausland umfangreich geforscht worden. In anderen Ländern werden seit vielen Jahren gute Erfolge erzielt. Jedes Kind verfügt in hinreichendem Maß über die erforderlichen Lernfähigkeiten.

Die menschliche Sprachfähigkeit und Sprachlernfähigkeit ist auf Mehrsprachigkeit ausgelegt, nicht auf Einsprachigkeit. Mehrsprachige Kinder gelten langfristig sprachlich wendiger, im Denken leistungsfähiger und fremden Kulturen gegenüber toleranter.
Die Chance, eine zusätzliche Sprache zu erlernen, ist sowohl für die persönliche Entwicklung als auch für das weitere Leben eine Bereicherung. Folgende Sprachen werden in Deutschland in bilingualen Kitas am häufigsten angeboten:

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sprechen Englisch
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sprechen Französisch
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sprechen Dänisch
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sprechen Spanisch
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sprechen Türkisch

Unser Konzept sieht vor, dass die überwiegend einsprachigen (monolinguistisch deutsch) Kinder unter natürlichen Bedingungen die zweite Sprache erwerben. Dies geschieht ab dem Kindergartenalter von drei Jahren in täglichen Kommunikationssituationen. In diesem Alter ist die Muttersprache in ihren Grundzügen ausgebildet.

Unsere Methode heißt „Immersion“, was soviel bedeutet wie Sprachbad. Immersion ist eine moderne und die erfolgreichste Methode der Sprachvermittlung. Zentraler Punkt ist die Vermittlung im Zusammenhang, die sogenannte „Kontextualisierung“. Die Sprache muss in die Handlung eingebunden sein. Das Gesagte wird unterstützt durch Handlungen, Gesten, Zeigen. So sagt man zum Beispiel, wenn man sich nach einem Ball bückt: „Ich hebe den Ball auf“. Die Kinder lernen die Sprache über die jeweilige Situation. Mit anderen Worten: Im Kindergarten werden Situationen geschaffen, in denen Kinder in ein fremdsprachiges Umfeld versetzt werden, in welchem immer eine Bezugsperson in der fremden Sprache mit ihnen spricht. Auf diese Weise können sie beiläufig die fremde Sprache erwerben.

Anders als bei der Anwendung von Sprachlernmethoden folgt bei der Immersion der Erwerb der fremden Sprache ausschließlich den Prinzipien des Mutterspracherwerbs.

Der Begriff „Immersion“ kommt aus dem Lateinischen, bedeutet „Eintauchen“ und steht für einen sprachpädagogischen Ansatz, der eine neue Sprache vermitteln soll. Die Immersion soll in unserer Kita wie folgt gelebt werden: Die Erzieherin Ugur spricht ausschließlich Türkisch, während Katja, eine andere Erzieherin, ausschließlich Deutsch spricht. So hören und erleben die Kinder den ganzen Tag über beide Sprachen in der Kita. Und sie bauen sich automatisch, ohne Unterricht, einen Wortschatz zu alltagsrelevanten Themen auf. Dabei ist wichtig, dass jede Sprache durchgängig gesprochen wird. Was wiederum bedeutet, dass zum Ugur immer auf Türkisch antwortet, selbst wenn sie auf Deutsch oder in anderen Sprachen angesprochen wird. Gleiches gilt andersherum für Katja. Auf diese Weise werden die Kinder dazu angeregt, in jeder Situation eine Lösungsstrategie zu entwickeln, falls es Verständnisprobleme gibt. Ebenso konsequent sind auch alle anderen Fachkräfte der Kita, nicht nur in den Immersionsgruppen. Jeder Person im Team ist eine bestimmte Sprache zugeordnet, um Verwirrung zu vermeiden. Den Kindern ist jederzeit klar, wer was spricht. Es gilt also das Prinzip: Eine Person eine Sprache (Ein-Personen-Prinzip). Dies hat den Vorteil, dass die Kinder stets zuordnen können, welche Sprache gefordert ist. Mithilfe dieser Art der sprachlichen Erziehung ist es möglich, die jeweiligen Sprachen in den gesamten Tagesablauf zu integrieren.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Bei uns können sich schon kleine Kinder eine neue Sprache intuitiv und ohne Druck aneignen, ähnlich wie beim Erwerb ihrer Muttersprache. Bei der Kita-Anmeldung können die Eltern wählen, ob ihr Kind eine türkisch-deutsche oder eine rein deutschsprachige Gruppe besucht. Da im Körner Kiez seit den 60er Jahren zahlreiche türkischsprachige Familien leben, ist das Interesse an entsprechenden Gruppen groß. Doch nicht immer ist eine der beiden Immer-sionssprachen auch die Familiensprache. Für viele Kinder im Kiez sind Englisch, Spanisch, Italienisch oder Arabisch neben dem Deutschen sogar die Dritt- oder gar Viertsprache. Unsere Einrichtung richtet sich nicht nur an Familien, die in ihrem Alltag eine andere Sprache als Deutsch sprechen.

Die bilinguale Erziehung ist für all jene geeignet, die ihren Kindern einen guten Start in ein multikulturelles Leben in einer globalisierten Welt ermöglichen wollen.
Den Kindern werden keine Fähigkeiten abverlangt, über die sie nicht sowieso verfügen. Sie verstehen die Situation durch die Aktivität. Die Erklärungen in der zweiten Sprache kommen nur dazu. Ausgangspunkt der Spracherziehung ist also, dass Kinder in den ersten Lebensjahren besonders aufnahmebereit für das Erlernen einer Sprache sind. Ziel ist es, dass die Kinder die Sprache intuitiv lernen, ohne Lerndruck ausgesetzt zu werden.

Das Personal bestärkt die Familien darin, untereinander wie gewohnt in ihrer Muttersprache zu sprechen. Gleichzeitig fließen die vielen unterschiedlichen Sprachen und Kulturen bei Spielen, Festen oder Vorlesestunden der Eltern ins Kita-Leben ein. Wir sehen die Familiensprache zum einen als wichtige Basis für die Zweit-, Dritt- oder Viertsprache und zum anderen als unerlässlichen Teil der Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung. Gleichzeitig wollen wir bei den Kindern und Eltern Interesse an anderen Kulturen wecken und Freude an der sprachlichen Vielfalt vermitteln.

Wie die Familien stammt auch das Kita-Personal aus unterschiedlichen Kulturen und spricht nicht immer fehler- und akzentfrei Deutsch, was für uns gut und natürlich ist. So hören die Kinder und Eltern, dass das Personal ähnlich Deutsch spricht wie sie selbst. Sie verlieren mögliche Berührungsängste. Und sie merken, dass man eine neue Sprache nicht perfekt können muss, um sie anzuwenden.
Wir schätzen die Vielfalt der Kinder, Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und leben diese in der Vielfalt unserer Einrichtungskonzeptionen. Die Bedürfnisse und das Wohl der von uns betreuten Kinder und ihrer Familien, für die wir bestmögliche Bildungs- und Betreuungsangebote realisieren, ist unsere Herausforderung.
Wir achten darauf, dass die Eltern und Erziehungskräfte den Kindern keine zusätzlichen Leistungen abverlangen dürfen, also keine Arbeitspläne oder Zielvorgaben.

Kinder können jede Sprache lernen, die erste genauso gut wie die zweite oder dritte. Im Kindergarten handelt es sich um den natürlichen Zweitspracherwerb. Er ist an den gleichen Prinzipien orientiert wie der Erwerb der Muttersprache. Verschiedene Intelligenzgrade, verschiedene Lebensbedingungen berühren hier den Weg des Erwerbs einer zweiten Sprache nicht. Die Kinder nutzen unbewusst ihre vorhandenen Erfahrungen aus dem Erwerb der Muttersprache. Je länger, je intensiver und je vielfältiger die Immersionssituationen sind, desto besser die Kompetenzen. Bildung und lebenslanges Lernen verstehen wir als eine Herausforderung und einen gestaltbaren Prozess – der in vielfältiger Weise bereits in den Krippen beginnt.

Je länger ein Kind in der Einrichtung ist, desto besser ist die zweite Sprache ausgebildet. Untereinander sprechen die Kinder eher Deutsch, weil Sprache für sie ein Mittel der Verständigung ist und sie wissen, dass die anderen Kinder deutsch sprechen. Die Kinder, die drei Jahre täglich möglichst bis in den Nachmittag hinein die Kita besuchen, können englische Sätze sprechen und altersgemäße Dialoge führen. Einige ausländische Kinder (albanisch, jugoslawisch, russisch, türkisch, französisch) haben Schwierigkeiten, richtig deutsch zu sprechen. Hingegen ist das Englische für sie ein Spaß, es wird gerne aufgenommen und gesprochen. Jedes Kind verfügt in hinreichendem Maß über die erforderlichen Lernfähigkeiten. Durch das Erlernen von weiteren Sprachen vor Grundschuleintritt entstehen keine Defizite in anderen Bereichen. Die Immersion eignet sich für alle Kinder, ob lernschwach oder lernstark. Nur wird aus einem lernschwachen Kind kein lernstarkes.

Den Kindern selbst ist es nicht bewusst, dass ihre Sprachkenntnisse im Kleinen Globus besonders gefördert werden. Denn der Spracherwerb an sich wird nicht zum Thema gemacht. Im Hintergrund achtet das Personal der Immersionsgruppen aber sehr wohl darauf, dass die Kinder zu beiden Sprachen Zugang finden. Wenn sich beispielsweise ein türkischsprachiges Mädchen sehr an einer gleichsprachigen Erzieherin orientiert, weil diese zum Beispiel mehr bastelt, versucht wiederum die deutschsprachige Fachkraft, ähnliche Angebote zu machen oder das Mädchen über individuelle Interessen intensiver anzusprechen.

Viele Mütter und Väter, die ihre Familiensprache in den Immersionsgruppen wiederfinden, schätzen es, dass ihren Kindern die Eingewöhnung in der vertrauten Sprache leichter fällt und die Familiensprache anerkannt und wertgeschätzt wird. Manche Mütter und Väter wollen wissen, ob ihre Kinder zum Ende der Kita-Zeit im Deutschen fit genug sind für die Schule. Solche Bedenken nimmt das Personal ernst, kann aber beruhigen. Wir arbeiten multiprofessionell und interkulturell zusammen.


Unsere mehrjährige Erfahrung, der Austausch mit anderen Einrichtungen und die Forschung bestätigen, dass Mehrsprachigkeit kein Hindernis in der Entwicklung ist, sondern stets eine Chance und vor allem Normalität. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und wir ermutigen die Eltern, ihm die Zeit zu geben, die es braucht. Das Kita-Team hofft vor allem eines: Dass die Kinder mit dem Fundament einer sicheren Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung sowie einer großen inneren Offenheit in die Schule gehen.